Wasserprobe

W

(von José Otto Probst)

Die Strom-, Gas- und Wasserversorgung war bei Kriegsende in den meisten zerbombten deutschen Städten total zusammengebrochen. Bei uns floss selbst aus den Hydranten der Hauptleitungen kein Tropfen Wasser. Zum Glück befand sich in der Nähe ein alter Gartenbrunnen, den der Besitzer allen zur Verfügung stellte. In großen Eimern, Töpfen und Wannen wurde das kostbare Nass nach Haus transportiert, oft mit Rädern, Schubkarren oder Blockwagen.

Eines Morgens erschien hier auch ein Trupp Soldaten der englischen Besatzungsmacht aus den besetzten Häusern. Sie hatten einen Tankwagen dabei, der von Hand gezogen wurde. Zum Erstaunen aller stellten sich die Engländer in die Schlange der Wartenden. Als sie aber an der Reihe waren, wurde erst dann Wasser in den Tank gepumpt, nachdem drei deutsche Frauen vor ihren Augen vom Brunnenwasser getrunken hatten.

J.O. Probst, 16.02.2005 

 

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