COMPUTER

C

Meine erste Begegnung mit einem elektrisch betriebenen COM PUTER erlebte ich 1959. Ich erinnere mich, dass an einem dunkelgrau gefärbten großen Schrank kleine Lichtpunkte flackernd aufleuchteten. In der Maschine summte es wie in einem Bienenkorb. Angeblich sortierte der Apparat gerade größere Lochkartenbestände, und das mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit. Die Firma Remington habe den Rechner gebaut, so sagte man uns. Mit UNS meine ich die Studenten des Seminars T der Deutschen Versicherungsakademie. Wir zeigten uns beeindruckt, Wir hakten die Besichtigung, denn um eine solche handelte es sich, als Lehrgangseinheit ab. Und das sollte eine Rechenmaschine sein? Wir rechneten noch im Kopf. Das bereitete uns keine Schwierigkeiten. Neben den Grundrechenarten beherrschten wir auch das Potenzieren und Radizieren. Als Hilfsmittel benutzten wir einen Rechenstab. Ich besitze noch einen von der Firma Aristo. Er ist für mich ein wertvolles Erinnerungsstück. Für mich fing damit alles erst an. Man schenkte mir später einen kleinen Taschenrechner. Er wurde mit einer Batterie betrieben. Er hatte die Größe einer Zigarettenschachtel. Es war ein Zaubergerät, ich brauchte jetzt nicht mehr im Kopf zu rechnen. Über eine kleine Tastatur gab ich die Zahlen ein, wählte den Rechenmodus und drückte die Ergebnistaste. Über den Rechengang brauchte ich mir keine Gedanken zu machen. Es war alles fest verdrahtet. Im Laufe der Jahre haben sich viele Rechner bei mir angesammelt. Sie wurden immer flacher und  kleiner und erreichten schließlich Scheckkartengröße. Die trug man immer mit sich. In den späten Achtziger gab es eine entscheidende Veränderung. Der Brite Sinclair entwarf einen reiseschreibmaschinengroßen Rechner. Er war preiswert. Über ein Kabel wurde die Sinclaireinheit mit einem Fernseher verbunden. Außerdem gab es einen kleinen Nadeldrucker mit einer aluminierten Papierrolle. Der Rechner musste programmiert werden. Er verstand die Basic-Programmiersprache. Die einzelnen Tasten waren mit Mehrfachfunktionen belegt. Durch Drücken von Zusatztasten konnten die Programmbefehle auswählt werden. Es war mühsam, aber es funktionierte. Das fertige Programm speicherte man über einen angeschlossen Kassettenrecorder auf Bandkassette ab. Das Programm war über den Recorder jederzeit wieder abrufbar. Der Sinclair war eigentlich mehr zum Spielen gedacht. Es musste etwas Größeres her, um Privates maschinell bearbeiten zu können. 1992 kaufte ich mir einen Personal Computer. Es war ein Disk Operating System (DOS). Man musste dem Rechner in einer Befehlszeile sagen, was er tun sollte. Er hatte nur einen kleinen Arbeitsspeicher. Die auszuführenden Programme durften nicht zu groß sein. Große Programmstrukturen wurden in kleine Einheiten aufgeteilt, die man nach und nach aufrief. Die angebotenen Anwendungsprogramme waren im Vergleich zu den heutigen schlicht. Man konnte schreiben, rechnen und zeichnen. Es gab auch schon eine einfache Terminverwaltung. Die benutze ich immer noch. Provider boten uns ihre Dienste an. Man konnte elektronische Briefe schreiben und versenden. Der Zugriff auf das Internet brachte uns die Welt ins Haus. Für die Monitore brauchte man viel Platz. Es waren große Röhrenbildschirme. Jetzt gibt es die flachen Flüssigkristallmonitore. Eine weitere Erleichterung brachte die graphische Benutzeroberfläche. Sie optimierte den Umgang mit dem PC. Auch die Speichergröße spielt keine Rolle mehr. In meinem technischen Museum gibt es noch eine Reiseschreibmaschine. Die gebe ich nicht her. Wenn der Strom einmal komplett ausfallen sollte, kann ich wenigstens noch schreiben. Meine Handschrift kann ich keinem mehr zumuten. Das Szenario eines totalen Blackouts wird in der letzten Zeit ernsthaft heraufbeschworen. Ich bin darauf vorbereitet. Ich schalte dann wieder auf Handbetrieb um und nehme auch den Rechenschieber wieder in die Hand.   

Über den Autor

Uwe Neveling

Jahrgang 1937
Systemanalytiker

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