Ein neues Fenster

E

Angelikas iPhon blieb schwarz. An der Batterie lag es nicht. Wir gingen  zum Hersteller mit dem angebissenen Apfel. Eine Reparatur vor Ort war nicht möglich; das Gerät musste zur Werkstatt geschickt werden. Sobald der Vorgang abgeschlossen sei, würde man uns benachrichtigen. Die Niederlassung machte einen hervorragenden Eindruck auf uns. Das Personal war freundlich und hilfsbereit. Es kam uns so vor, als hätte man uns in die Familie des Unternehmens aufgenommen. Man sprach uns mit unserem Namen an, und wir sagten “Du“ zueinander. Ich schaute mir einige ausgestellte Computer an. Da gab es keine separaten Kästen, in denen die Technik untergebracht war. Man hatte alles in die Rückseite des Monitors eingebaut. Er sah dadurch etwas wuchtiger aus, verlor aber nichts von seiner Eleganz. Hier war alles für den Betrieb untergebracht: Prozessor, Arbeitsspeicher, Speichereinheiten, CD-Laufwerk und eine Vielzahl von USB-Anschlüssen. Nach dem Start war das System sofort ready, wie man so schön sagt. Auch Foto-Speicherkarten konnten direkt verarbeitet werden. Es war ein Touch-Bildschirm. Durch Berührung konnte man die angebotene Bearbeitung starten. Selbstverständlich gab es eine Maus und eine Tastatur. Sie waren drahtlos mit dem System verbunden. Auch der Internetaufruf geschah drahtlos. Das alles wurde von dem Betriebssystem iOS überwacht und gesteuert. Man ließ mich mit dem System arbeiten. Mit der Maus huschte ich über den Bildschirm und startete mit einem kurzen Klick verschiedene Anwendungen. Ich war in der kurzen Kennenlernphase von der Bildbearbeitung beeindruckt. Übergangslos wurde das Bild aufgeblendet. Die Farbbrillants war nicht nur außergewöhnlich gut, sie war hervorragend. Ich habe von Geburt an eine leichte Farbschwäche, bemerkte sie auf dem Bildschirm aber nicht. Ich lernte in der kurzen Zeit einen Computertraum kennen. Den hätte ich gerne. Wenn er bloß nicht so teuer wäre. Das Gerät kostete in der präsentierten Ausstattung zweieinhalbtausend Euro. Wir verließen nachdenklich die Niederlassung. Eine Woche später bekam Angelika einen Anruf. Sie könnte ihr – jetzt wieder funktionsfähiges – iPhon abholen. Man entschuldigte sich und verbuchte die Kosten als Garantiefall.

Zu Hause quälte ich mich mit meinem in die Jahre gekommenen Computer. Es dauerte sehr lange bis das Betriebssystem Windows 7 die Startphase abgeschlossen hatte. Ich dachte auch an die endlos langen Updates, die regelmäßig anfielen und mich in der Arbeit behinderten. Das System funktionierte noch einwandfrei, war aber sehr, sehr langsam. Ein Vorgang besteht aus mehreren Arbeitsschritten, die nach und nach aufgerufen werden müssen. Dazwischen hakte es schon mal. Ich wurde dann auch ungeduldig. Schließlich will man fertig werden. Es machte keine Freude, mit einem antiquierten System zu arbeiten. Außerdem bekam ich Warnhinweise. Man wies mich darauf hin, dass mein Betriebssystem ab 2020 nicht mehr gepflegt wird. Die Sicherheit wäre dann gefährdet. Man empfiehlt, künftig mit Windows 10 zu arbeiten. Ein neues Fenster musste her, am besten ein neuer Rechner. Ich dachte an ein fortschrittliches System, wie ich es bei Apple gesehen hatte. Seit 1992 bin ich Kunde beim örtlichen PC-Händler. Der hat mich immer gut beraten und bedient. Er kam auch, wenn es wirklich mal eng wurde, zu mir nach Hause. Wir probierten viel und brachten die Systeme immer wieder zum Laufen. In den Jahren hatten wir uns angefreundet. Wir waren uns schnell einig, dass ein neuer Rechner her musste. Einen Laptop wollte ich nicht. Ich hatte schon mit einigen gearbeitet. Für mich war die Tastatur zu klein, und sie musste bei mir klappern. Er durchforstete den Markt nach einem für mich geeigneten System und wurde fündig. Es war ein Bildschirmrechner mit den gleichen Funktionen wie bei Apple. Vorinstalliert waren Windows 10 Pro, Word, Excel, Power Point und Outlook. Das alles war für eintausendsiebenhundert Euro zu haben. Der Bildschirm war etwas kleiner als der bei Apple. Das störte mich nicht. Es gab aber ein Problem. Wie bekomme ich die Daten vom Altsystem in das Neue. Mit iCloud lässt sich nicht alles lösen. Eine Direktverbindung zum Altrechner konnte somit nicht hergestellte werden. Ich kopierte daher die Daten auf einen USB-Stick und übertrug sie so in das neue System. Die Bilddateien brannte ich auf CD. Bei Bedarf kann ich sie mir im neuen Rechner ansehen. Den Etikettendrucker konnte ich nach einigen Mühen anschließen. Die Verbindung zum Drucker geschieht drahtlos. Ich habe dann eine Reihe von liebgewonnenen Programmen im neuen System aktivieren können. Die in Windows 10 angebotene Kachelsymbolik habe ich angepasst. Mit einem einfachen Klick kann ich die Programme starten. Der Weg über diverse Icons entfällt. Ich bin mit meiner neuen Errungenschaft sehr zufrieden. Die Arbeit am Computer macht jetzt wieder Spaß.

Der schnelle Rechner spart Zeit, die ich für anderes verwenden kann. So auch für das Leben mit einem neuen Computer.

Über den Autor

Uwe Neveling

Jahrgang 1937
Systemanalytiker

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