Unser Schwarzsee

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Sommer, Sonne, Hitze und ein See in der Nähe, was konnte für die Kinder schöner sein? Unser Schwarzsee in Streckenthin war für uns Kinder der schönste See! Wir kannten auch keinen anderen.

Als wir ihn im Jahre 2005 wieder besuchten, sahen wir, dass er seinem Namen, (die Polen nennen ihn jetzt „Schwarzer See“) immer noch alle Ehre macht. Das Wasser ist dunkel, aber wenn man hinein geht und eine Weile stehen bleibt, kann man bis auf den Grund sehen. Darüber haben wir ins früher keine Gedanken gemacht.

Wenn ich jetzt darüber nachdenke, waren unsere Eltern eigentlich sehr leichtsinnig! Sie ließen uns Kinder alleine zum Baden fahren. Es konnte keiner gut schwimmen, geschweige denn jemanden vor dem Ertrinken retten.

Der See war ca. 3 km entfernt, lag in einer Tannenschonung und war nicht ungefährlich. Die Sommer waren in meiner Erinnerung immer schön warm. Hatte ein Kind die Idee, zum Schwarzsee zu fahren, kam gleich eine Horde von 8 bis 10 Kindern zusammen, die auch baden wollten. Mama war meistens im Garten beschäftigt. Wir riefen dann nur: „Wir fahren zum Schwarzsee!“ und warteten gar nicht erst die Antwort ab.

Leider hatte nicht jeder ein Fahrrad, meistens nur die Älteren. Dann wurde der Gepäckträger mit einem weiteren Kind besetzt, es hatten ja fast alle kleinere Geschwister. Beim Herrenfahrrad setzte sich zusätzlich eins auf die Stange, dort war dann noch ein Notsitz befestigt.

Meine Freundin Ursel durfte das Fahrrad ihrer Mutter nehmen und nahm mich mit. Leider war sie zu klein, um auf dem Sattel zu sitzen, sie musste im Stehen fahren und so war der Sturz schon vorprogrammiert. Die Wurzeln der Bäume trugen auch dazu bei.

Natürlich nahmen wir die Abkürzung durch den Wald und schon lagen wir beide auf dem Boden. Zuerst schob sie das Fahrrad neben mir her, aber es behinderte sie, da die Pedalen immer ihre Beine streiften. Sie stellte das Rad einfach an einen Baum und ging mit mir zu Fuß zum See. Als wir am See ankamen, planschten die anderen Kinder schon eifrig im Wasser. Wenn auch keiner richtig schwimmen konnte, hatten wir doch viel Spaß!

Als wir zurückgingen, stand das Fahrrad meiner Freundin immer noch am Baum. Ohne mich auf dem Gepäckträger fuhr sie sicher allein nach Hause. Es war auch nur einmal, dass wir uns beide aufs Fahrrad wagten.

erstellt am 20.02.2007

Über den Autor

Edith Kollecker

Jahrgang 1934
Facharbeiterin

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