Image-Pflege

I

Wenn der Himmel ist verhangen,
wissen wir: Von uns gegangen
ist die warme Jahreszeit.
Herbst und Winter sind bereit,
die Lebensadern abzukühlen,
den Lebenszweck mit seinen Zielen
neu zu ordnen, aufzufrischen,
Zukunftspläne durchzumischen,
damit im neuen, frühen Jahr,
– wenn der Himmel wieder klar –
der Lebenssinn ist abgesteckt,
die Lebensgeister durchgecheckt.

Zuvor soll man vor allen Dingen
Vergangenes in Ordnung bringen
und auch den Rest des Jahres nutzen,
am eigenen Image kräftig putzen,
damit auch in der Nachbarschaft
ein jeder denkt: Der Mensch hat Kraft;
er könnte stets ein Beispiel geben
für liebenswertes Menschenleben.

Beliebt ist bei dem Image-Denken
der Tausch von teuren Geschenken,
die in der weihnachtlichen Zeit
erzeugen beim Beschenkten Freud´.
Doch ist die Freude oftmals trübe,
wenn man nur auf dem Teppich bliebe
und würde nicht – wie oft geschehen –
gedankenlos ein Christkind sehen,
das einen Gabentisch missachtet,
der mangels Masse wirkt nicht
überfrachtet.

Es ist auch nicht zu übersehen,
dass im Feiertagsgeschehen
die Preise stets nach oben zeigen,
nach Weihnachten sich abwärts neigen.
Das wird auch stets als Grund genannt,
warum die aus dem Morgenland
erst nach dem Geburtstagsfeste
erschienen als die späten Gäste,
die die irdische Gabenpracht
als Schnäppchen-Jäger mitgebracht.
Nicht umsonst nennt man sie Weise
und Könige der Dumpingpreise.
Es wird berichtet, dass der Knabe
aus Dankbarkeit gelächelt habe.

Über den Autor

Uwe Neveling

Jahrgang 1937
Systemanalytiker

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