Ich ess so gerne Eis

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Natürlich ist ein gepflegter Eisbecher beim Italiener etwas Feines und in Gesellschaft schmeckt er immer noch am besten. Zum Abschluss noch ein Cappuccino und dann ist die Welt wieder in Ordnung. Mögen wir heute noch!

Wieso gerade die Italiener so tolle Eiskreationen hervorzaubern, will ich gar nicht erst versuchen zu ergründen. Ein farbenfroher Früchte-becher mit Papierschirmchen ist ja auch ein Augenschmaus! Da haben die Südländer eben ein Händchen für.

Meine Liebe zum Eisschlecken ist schon so alt wie meine Schultüte. Damals während des Krieges gab es nur billiges Wassereis, aber wir haben das gerne geschleckt. Einen Unterschied zu heute hab ich nicht in Erinnerung.

Nach dem Krieg bin ich öfter mit meinem Vater Eisessen gegangen. Er hat dann den Rest in seinem Glas immer sämig gerührt, was ich gar nicht verstand. Jeder so wie er will, dachte ich damals! Heute mach ich es genauso!

Am Neuköllner Hermannplatz gab es nach dem Krieg eine Eis-konditorei, die ihr bestes Geschäft mit Straßenverkauf machte. In einen viereckigen Speziallöffel wurde unten ein passendes Waffel-stück gelegt, dann nach Ansage mit einer Holzkelle Eis aus den verschiedenen Kühlbehältern hinein geschmiert und schließlich obendrauf wieder eine Waffel gepresst. Die Eiswaffel – etwa 4x4x8 cm – konnte man aus dem Löffel herausziehen und bekam sie gleich in die Hand gedrückt. Sie wurde im Laufen oder einfach beim Herumstehen ausgeschleckt – ein Kindertraum!

Einige Jahre später gab es dann die Waffeltüten. Die erste Kugel wurde tief hinein gequetscht und war Basis für weitere Kugeln. Könner konnten bis 4 Kugeln schlecken, ohne dass es tropfte. Gegen Ende der Schleckerei wurde die untere Spitze, die schon aufgeweicht war, zusammengepetzt und abgebissen. Durch die Öffnung wurde dann der schon flüssige Rest wohlig ausgesaugt. Dass es Leute gab, die die Tüte dann einfach weggeschmissen, haben, konnte ich nicht verstehen. Was kümmerte uns damals schon Hygiene!

Eiswaffeln gibt es nicht mehr, allenfalls mal eine Tüte. Softeis wird allerdings noch so „gezapft“. Die Eishersteller verkaufen heute ihr Eis verpackt. Eis am Stiel mit Krokant und so, auch schon mal in Pappbechern, an denen ein kleiner Plastiklöffel klebt, mit dem man dieses steinharte Zeugs kaum herauspolken kann.

Wir haben uns jetzt darauf eingeschossen, beim Discounter Eis in Plastikbehältern zu 2-2½ l zu kaufen. Das kann man im Tiefkühl-schrank aufbewahren und nach Lust und Laune selber portionieren und dekorieren. Ich hab mir angewöhnt, etwas Eierlikör rüberzu-träufeln! – Köstlich kann ich nur sagen!

aufgeschrieben am 20.10.2010

 

Über den Autor

Fritz Schukat

Jahrgang 1935
Prüfdienstleiter

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