Advent, welch eine schöne Zeit. Besonders die Kinder freuen sich schon lange auf die Tage, wo gebacken, gesungen und gebastelt wird. So war es auch in meiner Kindheit. Besonders gefielen mir die Sonntage, wenn alle zu Haus waren. Am Nachmittag, wenn es schon etwas schummrig wurde, saßen wir alle in unserer Wohnküche. Der Adventskranz stand auf dem Tisch und wir sangen Lieder oder Mutti erzählte uns etwas von früher. Für mich war dieses alles sehr spannend, wie es damals, als meine Mutter klein war, in der Vorweihnachtszeit bei ihr zu Haus war.
Wie sich im Leben doch alles wiederholt. Heute erzähle ich von früher und meine Enkelkinder hören zu. Es gibt nur einen kleinen Unterschied. Die Enkel von heute finden die unsrige Zeit nicht so cool und dann erlischt auch schnell das Interesse an unser Früher. Ich fand meine Adventszeit aber immer schön, bis zu dem Zeitpunkt, wo ich merkte, ich wurde um einen Advents-sonntag betrogen. Ich konnte und wollte vielleicht auch nicht verstehen, warum es an diesem besonderen 4. Advent nicht so war wie sonst. Es wurde nicht gesungen und nicht erzählt. Überall herrschte auch eine gewisse Hektik. Es war doch der 4. Advent und immer hieß es, wir singen heute Abend. Natürlich freute ich mich auf das Christkind, aber warum fiel denn bloß der Advent aus?
Ich wollte nicht verstehen, warum in diesem Jahr meine Eltern den 4. Advent und Heiligabend am selben Tag feiern wollten. Ich war sicher ein wenig bockig, schließlich hätten sie ja früher anfangen können, dann wäre der letzte Adventssonntag schon früher gewesen. Die Erklärung, alle sechs Jahre ist das nun mal so, habe ich lange nicht verstanden. Ich war der Meinung meine Eltern haben mir den 4. Advent geklaut. Viel später hat meine Mutter mir einmal gesagt, wie ungezogen ich an dem Tag war und wie froh sie war, dass ich am Nachmittag schlafen musste, bis dann das Christkind kam.
In diesem Jahr hat der Kalender den 4. Advent wieder auf einen Sonntag gelegt und im Stillen denke ich mir dann:
„Ach, dieses Jahr ist wieder ein geklauter Advent dran”!
erstellt am 2. August 2011